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„Machen wir ne Herrentour…

Von Jürgen Ley am 19.09.13

… an die schöne Ahr, trinken wir Burgunder nur, das ist sonnenklar“ …so zumindest die Meinung der Toten Hosen im Jahre 1986. Seither hat sich vieles getan und wir reisen dieses Mal nicht wegen dem vielleicht leckersten Rotwein, sondern wegen eines Laufevents ins Ahrtal. Natürlich haben wir uns nicht für irgendeinen Lauf entschieden, sondern mit dem Panaromalauf in Altenahr für die einzige Strecke im ganzen Ahrtal, welche über die Marathondistanz hinausgeht (47 KM und 1.400 Höhenmeter). Daneben werden auch hier kürzere Distanzen angeboten (6, 16 und 34 KM), welche entsprechend weniger an Höhendifferenz haben.

In diesem Jahr findet die Veranstaltung bereits zum 3. Mal statt und ich schaffe es endlich, in meinem Heimatdorf dabei zu sein. Das freut mich umso mehr, da der Lauf von meinem 4trails Laufkollegen Eule Frings organisiert wird. Und obwohl ich mehr als 20 Jahre hier gewohnt habe, ist es mir im Vorfeld sehr schwer gefallen, die Strecke überhaupt ansatzweise einzuprägen. Ein Blick auf meine Streckenaufzeichnung zeigt, wieso. Aber nach und nach habe ich es dann geschafft und recht schnell gemerkt, dass es spätestens ab KM 20 auf der rechten Seite der Ahr so richtig spannend werden sollte.

Punkt 9.30 Uhr ist Start und die Teilnehmer über 16, 34 und 47 KM gehen gemeinsam auf die Strecke. Ich habe mich entschieden, relativ überschaubar anzugehen, um genügend Kraft für den letzten Teil zu haben. Von der Martinshütte in Altenahr geht es nun oberhalb des Rotweinwanderweges bis nach Dernau. Nach 2 KM verlassen uns bereits die „Sprinter“, so dass das Feld bereits überschaubar wird. Das ist auch der Zeitpunkt, ab welchem ich alleine unterwegs bin. Torsten Schneider und Sascha Peschel, die beiden Erstplatzierten des 34 KM Laufes, sehe ich schon gar nicht mehr. Aber ist nicht weiter schlimm, denn mit einer solchen Situation habe ich gerechnet.

Ich genieße eine wunderschöne, abwechslungsreiche Strecke, ein permanentes Auf und Ab, und schon bin ich wieder in Reimerzhofen angekommen, wo es gilt, die Ahr zu überqueren. Ab hier geht es dann etwas steiler zur Sache und es wartet der Anstieg zur Krähhardt, über welche es dann ahrabwärts zur Saffenburg nach Mayschoss geht. Hier merke ich dann auch so langsam, dass mein Körper den 4trails wohl doch noch nicht ganz verkraftet hat.

Außerdem war meine Schuhwahl vermutlich etwas zu offensiv für den wechselnden Untergrund und die vielen Rollsplit- bzw Felspassagen. Der rechte Fuß beginnt zu Schmerzen (etwa schon wieder eine dicke dicke Blase ?), aber es sind ja „nur“ noch 20 Kilometer. Glücklicherweise habe ich mich am Fuße der Saffenburg mit meinem Vater verabredet. Denn ab hier geht es 5 KM in der Ebene zurück nach Altenahr und ich bin sehr froh, mit neuem Proviant versorgt und ein klein wenig vom Fahrrad herunter „unterhalten“ zu werden, bevor es zum längsten Anstieg des Tages (erkennbar an der roten Schleife) geht: Vom Langfigtal auf den Steinerberg. Hier wird sich der Wettkampf entscheiden. Werde ich auch noch oben alleine ankommen, dann habe ich gute Chancen, dass sich die Situation bis ins Ziel nicht mehr ändert.

Als ich fast das Plateau erreicht habe, erkenne ich Joachim Senn hinter mir. Er ist ein erfahrener 100-KM-Läufer und hat sich das Rennen ganz anders eingeteilt als ich. In diesem Anstieg hat er bereits 5 Minuten aufgeholt und kurz vor dem Wendepunkt schließt er zu mir auf. Wir unterhalten uns kurz, aber ich habe keine Chance, ihn zu begleiten. Mein Körper mag nicht mehr so ganz und die Schmerzen unter dem rechten Fuß sind bei jedem Schritt spürbar. Umso blöder, da es ab hier einige Kilometer bergab über Wurzeln, Steine und kleine Felsen geht. Das hatte ich mir irgendwie schöner vorgestellt. Im Tal angekommen, knallt es dann in meinen Beinen so richtig und ich darf auf dem ersten Asphaltstück für wenige Augenblicke pausieren. Geht denn jetzt gar nichts mehr ? Eine eher unbekannte Situation für mich. Aber es nutzt ja alles nichts. Jetzt aufhören wäre auch blöd.

Ich quäle mich im Flachen bis nach Kreuzberg und versuche, irgendwie den letzten Anstieg zur Bergstation der mittlerweile außer Betrieb befindlichen Altenahrer Seilbahn zu schaffen. Kommt mir irgendwie unendlich vor, aber dann ist es geschafft. Von hier geht’s fast nur noch bergab, was aber in meiner Situation nicht unbedingt von Vorteil ist.

Nach 4 Stunden und 7 Minuten bin ich dann endlich im Ziel. Selten habe ich mich so gefreut, die Strecke geschafft zu haben. Und auch die Zielzeit macht mich glücklich, denn ich hatte im Vorfeld mit 4.00 bis 4.30 gerechnet. Abends geht es dann wieder zurück nach Dernau, wo der Tag mit der Familie im Burggarten sein Ende findet. Hier gibt es dann auch endlich den wohlverdienten Spätburgunder und meine Welt ist wieder in Ordnung.