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Denn wenn dat Trömmelche geht....

Von Sabine Blum am 04.04.14

Ja, wer einmal vom Venloop Fieber infiziert ist, wird es nicht mehr los. Zum zweiten Mal stand ich nun in Venlo an der Starlinie. Spontan hatte sich meine Freundin Sabine noch am Freitagabend entschlossen, den von Christine frei gewordenen Startplatz zu übernehmen und somit ihr Debüt in der Halbmarathon-Welt zu geben. Ich freute mich wie Bolle über diese Spontanität, da in Begleitung die Sache noch viel mehr Spaß macht.

Das Wetter war für Zuschauer wie gemacht und eine absolute Wiedergutmachung für das letzte Jahr (0 Grad und trüber Himmel). Die Sonne schien mit voller Kraft und die Luft war bereits frühlingshaft gewärmt. Des Einen Freud ist des Andern Leid. Hilfe! Die besonders milden Wetterbedingungen sind entgegen meines Lauffreundes Andreas nicht meine liebsten Wettkampfbedingungen. Die Anspannung in mir stieg wie die Temperaturanzeige im Auto auf der Fahrt nach Venlo. Kurz ein wenig einlaufen und dann noch schnell ein Foto mit Andreas, Torsten, Thomas, Ronald und Martin vom Central-Laufteam und dann ging es endlich in den Startblock. Verletzungsbedingt konnten Christine und Michael leider nicht mitkommen. Sehr sehr schade, denn wir hatten uns gemeinsam auf den Lauf vorbereitet.

Es hatte dann noch Mal 30 Minuten gedauert, bis unser Startblock endlich an der Reihe war. Die ersten und die letzten Kilometer gehen in Venlo durch das Stadtzentrum. Hier hatten sich schon sehr viele Menschen eingefunden und ich dachte mir noch: bitte seid gleich alle noch da und feiert mit uns die letzten Meter bis zum Ziel.

Direkt zu Beginn hatte ich beschlossen, meine Laufuhr konsequent zu ignorieren und lieber auf meine innere Uhr zu hören. Schnell hatten Sabine und ich unser Tempo gefunden und auch unsere "Trink- und Nahrungsaufnahme" abgesprochen. Alles lief nach Plan und die vielen vielen Zuschauer lenkten einen total ab. An einigen Ecken hatten die Anwohner ihr komplettes Wohnzimmer nach draußen verlagert und mit „fetten“ Soundsystems wurden wir musikalisch immer wieder eingepeitscht. Während Sabine die Trinkstationen durchlief, hielt ich an, um vorsichtig ein paar Schlückchen kühles Wasser zu trinken und nahm danach das Laufen wieder auf. Sabines Vorsprung konnte ich gut aufholen und war kurze Zeit später wieder an ihrer Seite.

Bei km 10 konnten wir es uns nicht verkneifen, laut und, ich glaube, auch ein wenig schief mitzusingen "...denn wenn et Trömmelche jeht, dann stonn mer all parat un mer trecke durch die Stadt un jeder hätt jesaat: Kölle Alaaf, Alaaf - Kölle Alaaf…“ Ok ich gebe zu, dass meine Luft nicht für einen weiteren Song gereicht hätte. Aber so ist das eben als Kölnerin, kaum hört man vertraute Töne, beginnt man zu singen, und das geht auch beim Laufen.

Als die Puste wieder da war, begannen wir langsam zu realisieren, dass es mittlerweile Halbzeit war und von nun an die Kilometer rückwärts gezählt werden können. Trotz dieser ersten Euphorie lassen sich die dann kommenden Kilometer nicht schön reden. Es kamen zwei - drei lang gezogene Streckenstücke, die sich zogen wie Kaugummi. Irgendwann war aber auch dieser Teil vorbei und ich merkte, dass mein Körper langsam in Feierstimmung kam. Kein Wunder zu diesem Zeitpunkt liefen wir durch ein Dorf, das ellenlange Ketten aus Luftballons über die Straßen gespannt hatte und jeder Anwohner an der Strecke stand.

Netterweise hatte man auch die Sprinkleranlagen aus den Gärten an den Rand der Strecke aufgebaut und man bekam so eine herrliche Abkühlung. Mein Kopf musste mittlerweile den Beinen immer wieder einen Signal senden ... r-u-h-i-g bleiben, nicht zu schnell werden, denn es sind noch ein paar Kilometer bis zum Ziel. Auf die Uhr hatte ich immer noch nicht gesehen, aber ich wusste, dass Sabine sie im Blick hatte und wenn etwas nicht gepasste hätte, wäre ein Zeichen gekommen.

Endlich kam dann die letzte Trinkstation und nach ein paar Schlückchen Wasser und einem erfrischenden Schwamm für den Nacken ließ ich die Beine einfach nur noch machen. Es wird schon irgendwie gehen.

In den letzten Wochen der Vorbereitung hatte ich gelernt, dass auch zum Schluss noch eine Schüppe draufgelegt werden kann. Mittlerweile sind wir kurz vor den Toren von Venlo. Bald ist es geschafft. Und dann kamen auch schon die letzten Meter. Die Zuschauer standen stellenweise in vierer und fünfer Reihen und feuerten die Läufer sensationell an. Von überall hörte man seinen Namen. Der absolute Wahnsinn. Ich riess vor lauter Glück immer wieder die Arme hoch und freue mich wie ein Schneekönig.

Jaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa ich bin da....Jaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa ich habe es geschafft und Jaaaaaaaaaaaaaaa ich bin schneller geworden. Jaaaaaaaaaaaaaaaaaa es hat sich das verstärkte Training gelohnt und noch Mal Jaaaaaaaaaaaaaaaaaaa. Anders kann sich Frau Mikitenko in Berlin auch nicht gefühlt haben. Also… dank u en ik kom terug!

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