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Majestätsbeleidigung ... oder doch nicht? (Teil 2)
Von Jürgen Ley am 23.05.14
… aus diesen Träumen werde ich durch einen mir unbekannten Klingelton gerissen. Ach so, es ist Torsten, der für den Wecker zuständig war. Ich schaue auf die Uhr und sehe: 7.15 Uhr. Also keine 3 Stunden mehr bis zum Start. Wir schlafwandeln Richtung Lounge und entscheiden uns für das Programm „3 für 6“. Und wir brauchen nicht lange zu überlegen, um die Inhalte festzulegen: Croissant, Brötchen, Kaffee.
Erst jetzt registrieren wir, dass das Hotel fest in Läuferhand ist. So handelt es sich hier nicht nur um das Unicef-Headquarter, sondern auch die Hotelkette hat ein eigenes Läuferteam an den Start gebracht. Und als besonderes Bonbon gibt es nicht nur eine After-Run-Grillparty, sondern eigene Massageräume. Danach lockern wir uns ein wenig die Beine und laufen schon mal zum Startbereich. Gut schauts hier aus. Noch bisserl relaxen und dann wird es ernst.
Dank absoluter Selbstüberschätzung in Sachen Zielzeit haben wir es in den ersten Startblock geschafft. Aber nicht nur wir, sondern auch Belgiens König Philipp ist dabei. Und es stellt sich die Frage, ob eine berufliche Karriere für die Verbesserung der sportlichen Leistungen förderlich ist (seine Bestzeit stammt nämlich noch aus der Prinzenzeit).
Kurz vor 10.00 wird die belgische Nationalhymne gespielt. Wir lauschen ehrfürchtig und warten auf weitere Anweisungen. Aber stattdessen folgt mit dem letzten Ton der Hymne der Startschuss. Und da das Starterfeld noch ca. 20 Meter von der Startlinie entfernt ist, erleben wir den ersten fliegenden Start in einem Cityrennen (macht sich auch für die Startbilder viel viel besser).
Obwohl Torsten und ich das Rennen überschaubar angehen möchten, trennen sich unsere Wege sofort. Und nicht nur Torsten, sondern auch Hunderte andere Starter ziehen an mir vorbei, denn es geht bergab und man kann hier richtig schön ballern. Ich mach da nicht mit, aber die anderen haben ihren Spaß. Irgendwann finde ich dann auch ins Rennen und bin überrascht, was mich heute erwartet: Viele Tunnels, Kopfsteinpflaster, Hitze (aktuell schon 25 Grad) und somit 20 spannende Kilometer.
Auf extrem breiten Straßen geht es vorbei an vielen Sehenswürdigkeiten. Und ist der Beginn des Rennens noch durch Jazzmusik am Straßenrand geprägt, so übernehmen ab der Mitte die DJs die Kontrolle: Und endlich bin ich in meinem Element. Ich registriere, dass die Läuferwelt mich wieder hat (ergo: sehr emotional nach Monaten des gar nicht Laufen dürfens) und beginne meine Aufholjagd. Die Sonne knallt und ich liebe es. Irgendwann realisiere ich, dass ich tatsächlich unter 1.20 finishen könnte (mein selbst gesetztes Ziel für heute war eine 1.29,59), was mich natürlich noch ein wenig pusht.
Und dann passiert es: Eine nicht enden wollende Steigung wartet ab KM 17 und ist einen Kilometer lang (jetzt weiß ich auch, weshalb die Split Zeiten des letzten Jahres so seltsam waren). Nicht aufgeben lautet die Devise und immer dran glauben, dass mich Achim Achilles beim gemeinsamen Training am Mittwochmorgen so richtig fit gemacht hat. Ich komme am Ende der Steigung an und kann in weiter Ferne schon den Triumphbogen sehen. Ich quetsche alles aus meinem Körper raus und renne wie ein Wahnsinniger. Das Ziel kommt näher und näher. Endlich da, und zwar in … 1.19,59. Verflixt, das war mal gut eingeteilt. Später bekomme ich auf der Urkunde noch mal 5 Sekunden geschenkt, die vermutlich dem fliegenden Start geschuldet waren.
Ich schleppe mich durch den Nachzielbereich, spüre die knapp 200 Höhenmeter und sehe Torsten schon relaxend in der Sonne liegen. War gute 4 Minuten schneller, der Kerl. Wir entscheiden uns, nicht mehr auf den König und die übrigen 39.600 Starter zu warten und genießen den Sommertag in der Stadt, bevor es dann am späten Nachmittag zurück nach Köln geht.
Eines wissen wir: Wir kommen wieder, denn das heute war der absolute Wahnsinn. Laufen macht einfach Spaß! Als nächstes wartet aber erst einmal der Night Marathon Luxembourg auf uns.
PS> König Philipp hat seine Bestzeit nicht verbessern können.
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